Anfang August vermeldete die BARMER-Krankenkasse „Höchststände bei Atemwegs-Krankschreibungen“ (untersucht wurden die KW 22 bis 27, Ende Mai bis Anfang Juli, der Jahre 2018 bis 2024). Im Untersuchungszeitraum 2024 spielte Corona nur eine untergeordnete Rolle (7 bis 11 Prozent der Fehlzeiten), insgesamt stiegen die Fehlzeiten seit 2022 drastisch an – auf Spitzenwerte in diesem Jahr. Auch das „Statista Research Department“ meldete unlängst für das erste Quartal 2024 den höchsten seit Beginn der 1990er Jahre registrierten Krankenstand (siehe Grafiken/Links im „Hintergrund“-Material).
Die Bundestagsabgeordnete Jessica Tatti (BSW) wollte deshalb von der Bundesregierung wissen, warum der Krankenstand in Deutschland, auch bei Atemwegs-Krankschreibungen, ab dem Jahr 2021 kontinuierlich auf die derzeitigen Höchststände mitten im Sommer angestiegen ist, während das Krankheitsgeschehen im ersten Pandemiejahr 2020 noch unauffällig war.
Die Erklärungsansätze der Bundesregierung (Hier geht es zur vollständigen Antwort der Bundesregierung) reichen vom „demografischen Wandel“ bis zur „Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“ im Jahr 2022. Letztere habe womöglich „zu einer vollständigeren Erfassung der ärztlich festgestellten Arbeitsunfähigkeiten“ geführt.
Allerdings war die elektronische Übermittlung der AU-Daten vom Arzt an die Krankenkassen erst ab dem 1. Juli 2022 verpflichtend, sowie ab dem 1. Januar 2023 an den Arbeitgeber (www.bundesamtsozialesicherung.de/de/themen/digitalausschuss/digitaler-kundenservice-und-automatisierte-bearbeitung/elektronische-uebermittlung-von-arbeitsunfaehigkeitsbescheinigungen/). Der steile Anstieg der erfassten Krankheitstage begann allerdings schon im Jahr 2021 (siehe Grafik oben).
„Was in der Antwort der Bundesregierung überhaupt nicht erwähnt wird, sind die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf unser Immunsystem“, kritisiert die Abgeordnete Jessica Tatti. „Mediziner sagen ja schon länger, dass lange Lockdowns und Maskenpflichten zu unzähligen nachgeholten Infektionen geführt haben, gerade auch bei Kindern.“ So berichtete die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie davon, dass andere Infektionskrankheiten nicht durchgemacht wurden – was aber ganz wichtig gewesen wäre, um das Immunsystem zu trainieren (siehe etwa: www.fr.de/politik/infektionen-werden-jetzt-im-akkord-nachgeholt-91972275.html). „Gerade für Kinder und Jugendliche hatten manche Maßnahmen am Ende schlimmere Folgen, als die Ansteckung mit dem Coronavirus. Jüngere waren ja durch Corona kaum bedroht. Darüber müssen wir endlich reden und auch Konsequenzen daraus ziehen. Deshalb brauchen wir einen Corona-Untersuchungsausschuss.“
Auffällig sei auch, so Tatti, dass im ersten Corona-Jahr 2020 noch keine erhöhten Krankenstände verzeichnet wurden. 2021 begannen dann die Impfungen gegen SARS-CoV-2. Der extreme Anstieg der AU-Tage seit 2021 sowie der Atemwegs-Krankschreibungen seit 2022 könnte auch Hinweise auf Zusammenhänge mit mRNA-Impfstoffen geben.
Eine Reihe von Studien deuten mittlerweile auf immunologische Auffälligkeiten nach Corona-Impfung hin, u.a.:
- „The BNT162b2 mRNA vaccine against SARS-CoV-2 reprograms both adaptive and innate immune responses“ (medrxiv.org/content/10.1101/2021.05.03.21256520v1)
- „IgG4 Antibodies Induced by Repeated Vaccination May Generate Immune Tolerance to the SARS-CoV-2 Spike Protein“ (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37243095/)
- „Delayed Induction of Noninflammatory SARS-CoV-2 Spike-Specific IgG4 Antibodies Detected 1 Year After BNT162b2 Vaccination in Children“
(pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39078156/)
Zur besseren Überwachung der Sicherheit der Corona-Impfstoffe verlangt das im Herbst 2020 von der Großen Koalition geänderte Infektionsschutzgesetz (IfSG) ausdrücklich, dass das für die Impfstoffsicherheit zuständige Paul-Ehlich-Institut (PEI) sich auch die Diagnosedaten der Kassenärzte anschauen soll, um mögliche Risikosignale nach Impfung zu erfassen. „Es ist hochgradig verantwortungslos, dass das bis heute nicht geschehen ist“, kritisiert Tatti: „Die Bundesregierung will offenbar gar nicht wissen, ob es ab 2021 mit Beginn der Impfkampagne einen spürbaren Anstieg etwa von Herzerkrankungen oder Schlaganfällen, von Krebsdiagnosen oder plötzlichen, unerwarteten Todesfällen auch jüngerer Menschen gab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach muss das Paul-Ehlich-Institut unverzüglich anweisen, diesen Datenabgleich vorzunehmen.“
Hintergrund
BARMER-Analyse: Höchststände bei Atemwegs-Krankschreibungen (02.08.2024)
Warum ist der Krankenstand in Deutschland so hoch?
Statista Research Department: Jährlicher Krankenstand der GKV-Mitglieder in Deutschland bis 2024 (12.07.2024): Im ersten Halbjahr 2024 belief sich der durchschnittliche Krankenstand in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf rund 6,8 Prozent. Damit ist der Krankenstand im Vergleich zu den hohen Werten der beiden Vorjahre 2022 und 2023 nochmals angestiegen. Während der letzten 20 Jahre lag er konstant unter 4,5 Prozent.
Rekord-Krankentage 2023: Drückte Krankenstand Deutschland in Rezession?
(26.01.2024) Bereits im Januar 2024 hatte die „Tagesschau“ aus einer Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA), zitiert: „Wäre der Krankenstand nicht erneut so hoch gewesen, wären im Jahr 2023 etwa 26 Milliarden Euro zusätzlich erwirtschaftet worden.“ Demnach führten die „erheblichen Arbeitsausfälle“ zu „beträchtlichen Produktionseinbußen“. Ohne die vielen Krankentage wäre die deutsche Wirtschaft 2023 um knapp 0,5 Prozent gewachsen. Stattdessen schrumpfte sie um 0,3 Prozent. (www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/rekord-krankenstand-rezession-100.html)