Es ist bekannt, dass Lehrkräfte häufig von Befristungen beziehungsweise Kettenbefristungen betroffen sind. In der Arbeitslosenstatistik bildet sich das insbesondere über die Ferienzeit im Sommer ab. Die Kleine Anfrage zielt darauf, die aktuellen Daten dazu auch im Zeitverlauf der letzten Jahre abzufragen.
Hierzu liegt eine Antwort der Bundesregierung als Drucksache Nr. 19/3464 vor.
Kleine Anfrage „Arbeitslosigkeit von Lehrkräften“ BT-Drs. 19/03120
Zusammenfassung:
Pünktlich zu Beginn der Sommerferien steigen die Zahlen von arbeitslosen und arbeitssuchenden Lehrkräften sprunghaft an. Dieser Trend ist seit Jahren ungebrochen. Die Spitzenwerte der einzelnen Länder korrelieren punktgenau mit dem Beginn der jeweiligen Schulferien. Die Abgänge in Arbeitslosigkeit aus dem ersten Arbeitsmarkt erreichen ihre Höchstwerte zu Beginn der Sommerferien, während die Höchstwerte der Zugänge aus Arbeitslosigkeit in den ersten Arbeitsmarkt exakt mit dem Ende der Sommerferien korrelieren. Überdurchschnittlich stark ist dieser Effekt in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Hessen zu beobachten. Allein in Baden-Württemberg fielen 2017 82 Prozent der jährlichen Zugänge in Arbeitslosigkeit von Lehrkräften aus dem ersten Arbeitsmarkt in die Sommermonate (1.602 von 1.947).
Hintergrund:
In der Bundesrepublik herrscht Lehrkräftemangel, viele Bundesländer können freie Stellen nicht besetzen. Dennoch werden seit Jahren tausende Lehrerinnen und Lehrer über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen. Im August 2017 waren 61 Prozent der arbeitslos gemeldeten Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen jünger als 35 Jahre. Ein Großteil der Arbeitslosmeldungen geht auf Frauen zurück (74 Prozent). 2017 erfolgte rund jede dritte Arbeitslosmeldung aus Beschäftigung während der Sommerferien (35 Prozent).
Mein Kommentar zu den Ergebnissen:
„Nur um für einige Wochen Gehälter zu sparen, werden über die Sommermonate bundesweit tausende Lehrkräfte in die Arbeitslosigkeit gedrängt. Und das, obwohl händeringend Lehrkräfte gesucht werden. Es ist beschämend, dass ausgerechnet die reichsten Bundesländer hierbei die Spitzenreiter sind. Gerade junge Lehrerinnen und Lehrer haben befristete Arbeitsverträge und leben in ständiger Planungsunsicherheit. Für sie beginnen die Sommerferien oft nicht mit Erholungsurlaub, sondern mit dem Gang zur Arbeitsagentur. Das ist eine ungeheuerliche Entwertung ihrer unverzichtbaren Arbeit. Gute Bildung gibt es nur mit motivierten Lehrkräften und erfordert daher sichere Arbeitsplätze und anständige Löhne. Die Bildung ist eine Daueraufgabe von unschätzbarem Wert für unsere Gesellschaft. Die Länder müssen der verantwortungslosen Befristungspraxis endlich ein Ende setzen.“